Slotdivil klärt auf

Welche Moosgummisorten gibt es?

Tja, es gibt eine ganze Menge Sorten. Jede hat Vorteile und Nachteile und/oder nur einen beschränkten Einsatzbereich. Jeder Reifenhersteller schwört natürlich darauf, dass garantiert sein Ausgangsmaterial das Beste ist. 

Mal sehen, ob ich für Sie ein bisschen Licht ins Dunkel der Moosgummireifen bringen kann.

Moosgummi hart für Vorderräder
Relativ klare Angelegenheit. Das Material ist hart mit wenig Rollwiderstand und wenig Gripp und wenig Dämpfung. Vorderräder, die sich nicht einzeln drehen können, also auf einer starren Achse fest montiert sind, sollen auf der Geraden gut rollen, das Auto in der Kurve seitlich abstützen, aber ansonsten möglichst wenig Haftung (Gripp) auf der Bahn haben. Ein kleiner Nachteil, speziell auf welligen Strecken, ist die fehlende Dämpfung. Da das Material so hart ist, federt es natürlich auch kein bisschen. Auf holperigen Strecken kommt jede Unebenheit der Strecke auch gnadenlos beim Chassis an und kann zu Unruhe und Problemen im Fahrverhalten führen. Gefederte Chassis vertragen das eher, als ungefederte, aber auch hier können sich besser dämpfende Vorderräder positiv auswirken. Die bekanntesten Vertreter dieser Fraktion kommen von Sigma,  Fischer, JP und Slotdevil. Irgendwelche wesentlichen Unterschiede bzw. Vor- und Nachteile eines dieser Hersteller sind mir nicht bekannt. Kaufen Sie also das, was auf Ihre Felgen am besten passt und Ihnen preislich am ehesten zusagt.

Moosgummi mittelhart für Vorderräder
Deutlich weicher und besser dämpfend als die ganz harten Vorderräder aber auch mit ein bisschen mehr Gripp. Eine interessante Alternative für ungefederte Chassis und/oder holperige Bahnen. Schläge von der Bahn werden spürbar besser aufgefangen und damit das Chassis an der Vorderachse beruhigt. Aber auch das Eindrehverhalten in eine Kurve ändert sich durch den Zusatzgripp etwas und kann, je nach Bahn und Chassis, zu einem stabileren Heck führen. Wenn bei einem Slotcar, mit einem fixierenden Leitkiel in der Nähe der Vorderachse, in der Kurve das Heck ausbricht, dann muss sich dabei im Moment des Ausschwenkens des Hecks das vordere Kurveninnenrad deutlich langsamer drehen, als das vordere Kurvenaussenrad. Wenn man das mit einen stehenden Auto simuliert, dreht sich im Moment des Heckausbruches das Innenrad sogar rückwärts. Da das bei einer Starrache aber nicht geht, muss einer oder beide Reifen ein bisschen auf der Bahn rutschen. Je mehr und intensiver das Heck nach außen schwenkt, desto mehr müssen die Vorderräder über die Bahn rutschen. Ein mehr an Gripp bei den Vorderreifen, wirkt damit automatisch auch dem Heckschwenk entgegen und verlangsamt diesen. Das hört sich kompliziert an und ist es auch. Meistens werden die ganz harten Vorderreifen eingesetzt und liefern die schnelleren Rundenzeiten. Aber manchmal sind, je nach Chassis, Bahn und persönlichem Fahrvermögen auch die mittelharten schneller. Das muss jeder für sich ausprobieren und entscheiden.

Moosgummi weich für Hinterräder
Hier wird es nun noch viel schwieriger. Aber versuchen wir es trotzdem.

Offenporig
Einer der Hauptunterschied ist offen- bzw. geschlossenporig. Offenporig ist in der Herstellung wesentlich preiswerter, als geschlossenporig. Die offenporigen Reifen sind daher gewissermaßen die "Low-Cost-Reifen". Der Verschleiß ist etwas höher und der Gripp etwas schlechter. Das heißt aber nicht, dass es damit auch schlechte Reifen wären. Für den niedrigen Preis erhält an gut fahrbare Reifen, mit denen man eine Menge Freude haben kann. Allerdings würde ich niemanden raten mit solchen Reifen zu einem Clubrennen zu gehen. In der Rennszene hat man mit offenporigen Reifen keine Chancen. Bekannteste Vertreter sind (bzw. waren!!) SSH, White Point und weiterhin Slotdevil.

Geschlossenporig
Hier kommen jetzt die richtigen Wettkampfreifen. Mit diesen Reifen wird auf Rennveranstaltungen angetreten. Teilweise schreiben die Veranstalter einen bestimmten Reifenhersteller fest vor und/der stellen die Reifen sogar zur Verfügung. Andere schreiben nur global Moosgummireifen vor, Marke und Hersteller ist egal.

Zu dieser Reifenfamilie gehören z. B. GP Moosgummi und die Slotdevil Moosgumireifen aus GP-Material. Beides sehr gute Reifen mit extrem hohem Gripp, aber trotzdem Außenseiter in der Rennszene. Der Gripp ist zu hoch und die Reifen etwas zu weich für echten Rennbetrieb. Da die in der Clubszene eingesetzten Metallchassis von Natur aus einen extrem hohen Gripp entwickeln und die zugehörigen Clubbahnen durch das beständige Befahren mit Moosgummireifen eine extrem griffige Oberflächenbeschichtung haben, ist GP Moosgummi hier schon wieder des Guten zu viel. An so einem Clubrennen nehmen mitunter 20 bis 50 Fahrzeuge teil. Jedes Fahrzeug hinterläst im Training und beim Rennen etwas Reifenabrieb auf der Bahn. Mit jedem Reifenabrieb erhöht sich wiederum der Gripp auf der Bahn. Daher sind Clubbahnen nach einiger Zeit wahre Grippmonster und werden z. B. regelmäßig mit Benzin abgewischt, um diesen Gripp nicht zu hoch werden zu lassen. Die Rennchassis entwickeln auf solchen Bahnen zu viel Gripp und rubbeln in der Kurve und beim Beschleunigen. Außerdem muss der Reifen für die extrem hohen Seitenkräfte, die so ein gut vorbereitetes Metallchassis aufbaut, einfach stabiler im Gummi selber sein. GP Moosgumi verbiegt sich und "walkt" im professionellen Rennbetrieb. Im normalen Heimbetrieb, wo die Bahnen bei Weitem nicht den aufgefahrenen Moosgummi-Gripp haben, sieht das schon wieder anders aus. Hier ist GP Moosgummi  allererste Wahl.

Für Clubrennen wesentlich besser geeignet sind Moosgummireifen von Sigma, Scaleauto, JP, Japangummi aber nur die härteren Sorten ab 45 Shore aufwärts, DoSlot und Slotdevil Speedys. Alle diese Reifen sind bedeutend härter, als GP Moosgummi und damit sehr verwindungssteif, verschleißarm und dabei sehr gut schleifbar. Alle haben den idealen Gripp, den Metallchassis auf hochgrippigen Clubbahnen brauchen, um darauf wirklich schnell zu sein. Keiner dieser Reifentypen kann als "der Beste" bezeichnet werden. Jeder hat, je nach Bahnlayout und Chassiskonfiguration, seine Vor- und Nachteile. Ich würden natürlich liebend gerne meine Slotdevil Speedys mit Riesentralla auf den Thron des besten Reifens setzen, aber bei ehrlicher Betrachtung kannich das nicht. Der neue Speedy ist wirklich Spitze, die anderen Reifen sind das aber ehrlicherweise auch.

So, das konnte ich Ihnen zu Moosgummi erzählen. Der Profi lächelt jetzt vielleicht, weil das ihm hier viel zu einfach, simpel und oberflächlich erklärt wurde. Dem Laien könnte jetzt aber das eine oder andere ganz kleine Licht aufgegangen sein. 

Ab hier kann ich Ihnen nicht mehr helfen. Jetzt müssen Sie die Reifen Ihrer Wahl kaufen, damit testen und dann entscheiden, welches Ihr Lieblingsreifen sein wird.

Euer Slotdevil